Biodiversität - und wenn wir die Brille wechseln?

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Die biologische Vielfalt leidet überall. In der Schweiz ist fast ein Drittel der Arten bedroht oder bereits ausgestorben. Mit seinen bezaubernden Landschaften, Naturschutzgebieten und artenreichen Biotopen ist der Park zwar privilegiert, entgeht aber dieser schrecklichen Feststellung nicht. Was sollen wir also tun? Passiv auf bessere Zeiten warten? Sicherlich nicht! Als Park haben wir eine besondere Verantwortung, diese biologische Vielfalt zu erhalten, die uns so viele für unsere Existenz unverzichtbare Dienste leistet, angefangen bei unserer Ernährung.

Glücklicherweise ist die lebendige Welt von Natur aus widerstandsfähig. Die biologische Vielfalt erholt sich schnell, wenn man ihr ein wenig Raum und Ruhe gibt. Man braucht nur in einer Ecke des Gartens diese Erfahrung zu machen, um dies zu erkennen. Seit jeher kann der Mensch die Biodiversität positiv beeinflussen, indem er zum Beispiel die Kulturlandschaft zu einem Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen gestaltet. Die verschiedenen Strategien des Bundes und der Kantone zur Förderung der Biodiversität beruhen auf unserer grossen Handlungsfähigkeit.

Angesichts der zentralen Herausforderung, die Biodiversität zu erhalten, ist es wichtig, die Perspektive zu wechseln, um sie nicht als Einschränkung, sondern vielmehr als Chance zu sehen und so den Gegensatz zwischen Biodiversität und Produktivität zu überwinden. Aufgrund ihres unglaublichen biologischen Reichtums ist die Natur in erster Linie unser Verbündeter, der für die Erhaltung unserer Lebensbedingungen unerlässlich ist. Sie ist auch Teil der Lösungen im Zusammenhang mit der Problematik des Klimawandels, denn alles, was zur Förderung der natürlichen Dynamik unternommen wird, wirkt sich auch günstig auf das Klima aus. In diesem Sinne ist auch die Rolle des Parks zu sehen: zu versuchen, den Naturschutz mit der Landwirtschaft, der Energieerzeugung, dem Klimaschutz und dem Tourismus in Einklang zu bringen.

Konkret bedeutet dies für die Landwirtschaft, dass die Qualität der Böden, das Streben nach Futtermittelautonomie, Flächen zur Förderung der Biodiversität, die Anlage von agroökologischen Teichen, die Diversifizierung der Produktion und kurze Transportwege die Entwicklung einer nachhaltigen Produktion mit geringem Einsatz von Betriebsmitteln und Förderung der Bodenfruchtbarkeit begünstigen. Durch die Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung in den Böden werden die Emissionen der Viehwirtschaft teilweise kompensiert.

Auch bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, die für unsere Energieversorgung und den Erhalt des Klimas so wichtig sind, gibt es Win-Win-Lösungen. Diese ermöglichen es, die Energiewende und die Anpassung an den Klimawandel zu fördern, ohne die Biodiversität zu schädigen. Die Herausforderung der Selbstversorgung erfordert eine Vielfalt an Energiequellen, in erster Linie natürlich die Sonnenenergie, aber auch die Nutzung von lokalem Holz und Biomasse. Ebenso sollten gezielt Mini-Laufwasserkraftwerke und Mini-Windkraftanlagen in Betracht gezogen werden.

Im Tourismus wird eine reiche und vielfältige Natur zunehmend als Trumpfkarte anerkannt, das muss nicht mehr bewiesen werden. Jetzt geht es darum, zu zeigen, wie Besucher durch ihr touristisches Erlebnis nicht nur von dieser Biodiversität profitieren, sondern auch von ihr lernen, ihre Verletzlichkeit respektieren und sogar direkt oder indirekt zu ihrer Erhaltung beitragen können.

Als Mensch ist die Resilienz gegenüber den Veränderungen, die uns betreffen - seien sie klimatischer, gesellschaftlicher oder anderer Art - auch durch eine Verbindung zur Natur und ein Bewusstsein für die gegenseitigen Abhängigkeiten, aus denen sie besteht, gegeben. Das beginnt in unserer Umgebung mit einfachen Gesten, wie dem Pflanzen eines einheimischen Strauchs, dem Anbau von Kräutern auf dem Balkon, dem Aufstellen von Wildbienenhotels oder indem man sich mehr zu Fuss oder mit dem Fahrrad fortbewegt. Biodiversität ist auch unsere Sache!